Prostatakarzinom / Prostatakrebs

Das Prostatakarzinom (PCA) hat in der männlichen Bevölkerung Westeuropas und Nordamerikas die größte Häufigkeit und die zweithöchste Sterblichkeit aller Krebsarten. Autopsieuntersuchungen zeigen bei Männern zwischen 30 und 40 Jahren Prostatakarzinomherde in 29 Prozent; bei 60 bis 70-jährigen beträgt dieser Wert 64%. Bei nur einem von sechs Männern wird das Karzinom zu Lebzeiten diagnostiziert. Einer von 30 Männern stirbt an den Folgen der Erkrankung. Durch die Verbreitung der Früherkennungsuntersuchung und – vor allem – durch den Einsatz des prostataspezifischen Antigens (PSA) hat die Entdeckung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms massiv zugenommen. Die Sterblichkeit ist parallel dazu zurückgegangen. Beschwerden treten in der Regel erst in einem sehr späten Stadium der Erkrankung auf, weshalb eine Früherkennung / Vorsorge extrem wichtig erscheint.

Basisdiagnostik

Tastuntersuchung

Die Diagnostik des Prostatakarzinoms basiert auf Tastuntersuchung, PSA Bestimmung und transrektalem Ultraschall. Die Sensitivität der DRU für die Diagnose des Prostatakarzinoms wurde in prospektiven Untersuchungen mit 60-92%, die Spezifität mit 48-89% angegeben. Der positiv prädiktive Wert der alleinigen DRU liegt bei etwa 20%. Bei Verschiebung der Biopsieindikation zu niedrigeren PSA Werten ist jedoch eine deutlich schlechtere Sensitivität zu erwarten. Im Vergleich zum T1c Tumor (nicht palpabel) ist das Risiko eines großen intrakapsulären Tumors bei positivem Tastbefund ca. 2-fach, eines extrakapsulären Tumorwachstums 3-9-fach erhöht. Dennoch kann die rektale Untersuchung, insbesondere bei PSA negativen Tumoren, einen wesentlichen Beitrag zur Diagnose leisten. Bei der Beurteilung von Kapseldurchbruch und Samenblaseninfiltration liegt die Übereinstimmung von DRU und pathologischem Stadium bei ca. 60%.

PSA

Die Einführung der PSA Bestimmung hat die Früherkennung des PCa nachhaltig verbessert. Insbesondere die Diagnose nicht tastbarer, kleinvolumiger und häufig organbegrenzter Tumore gelingt häufiger. Es konnte gezeigt werden, dass die Häufigkeit des metastasierten PCa und die Sterblichkeit durch PSA-Screening gesenkt werden kann. Bei der Indikation zur Biopsie kommt der Festlegung des cut-off-Wertes wesentliche Bedeutung zu. Weit verbreitet und in der deutschen Leitlinie verankert ist ein cut-off-Wert von 4 ng/ml. Aktuell besteht jedoch die Tendenz, die Grenze auf 2,5-3 ng/ml abzusenken, wodurch weitere Karzinome entdeckt werden, die Rate überflüssiger Biopsien jedoch zunimmt. Zur weiteren Verbesserung der Aussagekraft des PSA-Wertes wurden die PSA-Dichte (PSA / Volumen (ml), PSA-velocity (Anstiegsgeschwindigkeit), PSA-Verdopplungszeit, Quotient freies PSA / gesamt PSA und altersbezogene Grenzwerte etabliert.
Die Aussage des PSA-Wertes kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Da es sich bei PSA um einen organspezifischen, nicht aber um einen tumorspezifischen Marker handelt, können BPH, Entzündung, Harnverhalt, instrumentelle Manipulation etc. zu einer PSA-Erhöhung führen.

Transrektaler Ultraschall (TRUS)

Der transrektale Ultraschall erfolgt mit mindestens 7,5 MHz Schallköpfen. Mit dem TRUS gelingt eine relativ exakte Volumetrie der Prostata. Tumor suspekte Areale können teilweise ausgemacht werden, das typische hypodense Bild ist jedoch längst nicht immer vorhanden. Auch die Erkennung von Kapseldurchbruch und Samenblaseninfiltration gelingt nur ungenau. Große Bedeutung hat der TRUS jedoch bei der Prostatabiopsie gewonnen. Im Vergleich zur fingergeführten Biopsie ist eine deutlich exaktere Lokalisation der Biopsienadel möglich.

Fortentwicklungen des TRUS wie die Elastographie (Darstellung von Härtegradienten des Gewebes), versprechen eine Verbesserung der Aussagekraft. Auch eine exaktere Probeentnahme scheint möglich zu sein.

Prostatabiopsie

Indikation zur Prostatabiopsie besteht bei PSA-Erhöhung, suspekter rektaler Untersuchung, suspektem TRUS oder auffälligem mpMRT der Prostata, wenn sich für den Patienten eine therapeutische Konsequenz ergibt. Die Stanzbiopsie hat sich gegenüber der Saugbiopsie als Standard etabliert. War vor einigen Jahren die Sextantenbiopsie Standard, ist heute mindestens die randomisierte 10-fach Biopsie zu fordern. Wir führen in der Regel eine 12-fach Biopsie durch, was problemlos in örtlicher Betäubung möglich ist. Die Biopsie sollte ultraschallgesteuert erfolgen. Dabei ist darauf zu achten, dass insbesondere periphere Zone und Apex repräsentativ abgebildet werden. Bei einem Verzicht auf die Entnahme von Biopsien aus der Übergangszone werden nur wenige Karzinome übersehen. Seit 2017 führen wir als erste urologische Praxis in Münster die MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie der Prostata durch. Hierbei handelt es sich um ein neues, computerassistiertes Verfahren, welches in speziellen Situationen die Detektion von Prostatakrebs verbessert.

Durch den Pathologen sollte eine Aussage über Tumorvolumen und Grading in den Biopsien erfolgen. Bei der Interpretation der Befunde muss bedacht werden, dass das Grading in den Biopsien häufig nicht mit dem endgültigen Grading des OP-Präparates übereinstimmt. Dabei ist ein undergrading durch nicht in den Biopsien abgebildete, schlecht differenzierte Tumoranteile besonders häufig. Eine Verschlechterung des Grading von der Biopsie zur endgültigen Histologie wird in Abhängigkeit von verschiedenen Variablen in mehr als 50% der Fälle beobachtet. Ein overgrading ist mit 10-20% deutlich seltener.

Therapie

Die Therapie des Prostatakarzinoms ist vielschichtig und orientiert sich an unterschiedlichen Faktoren. Die wesentlichen Faktoren, welche die Therapieentscheidung beeinflussen sind der Patient und der Tumor. Patientenseitig spielen neben dem Therapiewunsch das Lebensalter, der Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen und Voroperationen eine Rolle. Tumorseitig sind das Tumorstadium, Aggressivität und der PSA Wert von Bedeutung. Unter Beachtung sämtlicher Faktoren werden wir Sie über die Therapieoptionen beraten und eine Empfehlung abgeben. In Abstimmung mit Ihnen kann dann ein Therapieplan erarbeitet werden, durch den wir Sie begleiten werden.

Folgenden Wege können eingeschlagen werden:

  • Beobachtung ohne Therapie (Watchful Waiting oder Active Surveillance)
  • Medikamentöse (hormonelle) Therapie
  • Chemotherapie (in späteren Stadien)
  • Strahlentherapie
  • Operation

Nur von Strahlentherapie und in besonderem Maße von der Operation kann eine komplette Entfernung des Tumors erwartet werden. Die Operation wird bei uns ausschließlich von sehr erfahrenen und versierten Operateuren vorgenommen, was sich neben vollständiger Entfernung des Tumors auch in sehr hohen Kontinenz- und Potenzraten widerspiegelt. Die kontinenz- und potenzschonende OP-Technik ist einer unserer Schwerpunkte. Durch unsere operative Tätigkeit im Herz-Jesu-Krankenhaus können wir Ihnen die komplette Diagnostik und Therapie aus einer Hand anbieten. Bei Therapieverfahren, die wir selbst nicht durchführen können (z.B. Strahlentherapie), arbeiten wir eng mit hochspezialisierten Abteilungen zusammen.

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